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Der Pianist ist ein Filmdrama von Roman Polański nach der im Jahr 1946 publizierten Autobiografie Der Pianist – mein wunderbares Überleben (Originaltitel: Śmierć miasta) des polnischen Pianisten und Komponisten Władysław Szpilman. Der Film, die Darsteller und die Filmcrew wurden mit diversen Filmpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit drei Oscars in den Kategorien „Beste Regie“, „Bester Hauptdarsteller“ (Adrien Brody) sowie „Bestes adaptiertes Drehbuch“.

Inhalt

Handlung

Der Film beginnt mit Originalaufnahmen des Warschauer Straßenlebens aus dem Jahr 1939. Władysław Szpilman ist ein herausragender und in Warschau hochangesehener polnisch-jüdischer Pianist. Es ist der 3. September 1939: Szpilmans Studioarbeit wird durch die Bombardierung Warschaus durch die deutsche Luftwaffe unterbrochen. Szpilmans besorgte Familie, bestehend aus dem Vater, der Mutter, den Schwestern Regina und Halina und dem Bruder Henryk, hört am Radio sitzend, dass Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hat. Man hofft, dass sich alles bald zum Guten wenden wird.

Infolge der deutschen Belagerung von Warschau wird das Leben besonders für die Juden unerträglich. Die deutsche Besatzungsmacht entwickelt immer neue Schikanen vor allem für die Juden. Auf der Straße sind sie der Willkür der Besatzungssoldaten ausgesetzt. Nach einer Weile müssen die Szpilmans ins Warschauer Ghetto übersiedeln. Dort geht es für die Familie bald ums nackte Überleben. Während einige Ghettobewohner sich mit Schwarzarbeit oder der Arbeit im jüdischen Ordnungsdienst über Wasser halten, sind die Szpilmans wegen ihrer Naivität und ihres Stolzes vom Verhungern bedroht. Sie werden Zeugen des Elends des Ghettolebens, von Demütigungen der Bewohner und willkürlichen Morden durch die deutschen Soldaten. Władysław Szpilmans gute Beziehungen zu einem einflussreichen jüdischen Polizisten retten seinem Bruder vorerst das Leben.

Eines Tages werden die Bewohner des Ghettos auf dem Umschlagplatz versammelt. Von dort aus erfolgt der Abtransport in das Vernichtungslager Treblinka. Dort werden seine Eltern und Geschwister ermordet. Dank der spontanen Hilfe eines Mitglieds des jüdischen Ordnungsdienstes entgeht Szpilman dem Abtransport, gehört nun aber zu den Zwangsarbeitern, die unter strenger Bewachung in Betrieben außerhalb des Ghettos arbeiten müssen. Dies nutzt er, um Pistolen für Mitglieder der jüdischen Widerstandsbewegung in das Ghetto zu schmuggeln. Später gelingt ihm die Flucht aus dem Ghetto.

Szpilman kann den Beginn des Aufstandes im Ghetto am 19. April 1943 von einem Versteck aus beobachten. Um nicht gefasst zu werden, muss er das Versteck wechseln. Er leidet Hunger und erkrankt, wird aber von einem polnischen Arzt behandelt. Während eines Gefechts zwischen Deutschen und Polen während des Warschauer Aufstandes wird sein Versteck beschossen. Er flieht erneut, irrt durch die völlig zerstörte Stadt und versteckt sich in einem Haus. Dort hört er die Klänge von Beethovens Mondscheinsonate. Nachdem es Nacht geworden ist, entdeckt ihn der deutsche Offizier Wilm Hosenfeld.

Hosenfeld bittet Szpilman, ihm etwas auf dem Flügel vorzuspielen. Der Pianist spielt minutenlang Auszüge aus der Ballade Nr. 1 in g-moll (Op. 23) von Chopin und Hosenfeld hört sichtlich bewegt zu. Ab diesem Zeitpunkt bis zum Rückzug der Deutschen Ende 1944 versorgt Hosenfeld Szpilman in seinem Versteck mit Lebensmitteln. Bei seinem Abschied schenkt er dem Pianisten noch seinen Offiziersmantel, der jenem beim Einmarsch der Roten Armee in Warschau fast noch zum Verhängnis wird.

Hosenfeld gerät in sowjetische Gefangenschaft und trifft auf einen befreiten polnischen Häftling, der gerade in einer Kolonne am Gefangenenlager vorbeigeht und die deutschen Gefangenen beschimpft. Dadurch erfährt Hosenfeld, dass der Pole ein Musiker war, der Szpilman kennt, und bittet ihn um dessen Fürsprache. Doch ein sowjetischer Wachsoldat unterbindet das Gespräch, sodass der Musiker den Namen Hosenfelds nicht erfährt. Szpilman wird von ihm zwar später über den Kontakt in Kenntnis gesetzt, kann seinen Helfer ohne dessen Namen jedoch nicht mehr ausfindig machen.

Kritik

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war zu lesen: „Die ungestörte Makellosigkeit der wehmütigen Klänge Chopins bildet in Polanskis Film den dramaturgisch extrem wirkungsmächtigen Hintergrund für einen Film, der aus lauter Schocks besteht. Die Musik macht sie für uns erträglich wie für den von Adrien Brody gespielten polnischen Pianisten Wladyslaw Szpilman, der das Getto überlebt so wie die Musik die Barbarei überdauert: ohne heldenhaftes Pathos, aber mit menschlicher Zähigkeit. Diese wahre Geschichte – Szpilman gab Konzerte im Warschauer Getto, als unser Rezensent Marcel Reich-Ranicki dort Musikkritiken schrieb – gibt der Film mit dokumentarischer Genauigkeit wieder.“[8]

Marcel Reich-Ranicki schrieb: „Was ich nie zu hoffen wagte, das ist Roman Polanski hier gelungen – Sein Film ‚Der Pianist‘ ist eine fast unfaßbar authentische Wiedergabe unseres Alltags im Warschauer Getto.“ Zur Leistung des Hauptdarstellers äußerte Ranicki: „Adrien Brody gibt den gedemütigten Künstler, den gequälten und drangsalierten Juden mit äußerster Intensität. Er vergegenwärtigt […] die schreckliche Einsamkeit dessen, der, außerhalb des Gettos gejagt, offenbar in die Nähe der geistigen Verwirrung gerät. Das Drehbuch riskiert es, ihn in mehreren ähnlichen Situationen zu zeigen, doch läßt Brody keine Monotonie aufkommen. Der fliehende Pianist Szpilman ist in jedem Augenblick vollkommen glaubwürdig.“ Der Kritiker endet mit den Worten: „Und Polanski hat es – das immer wieder verwendete Wort – hier sei es mir erlaubt: Er hat es meisterhaft gemacht.“[9]

„Die authentische Geschichte dient Regisseur Roman Polanski auch zur Bewältigung seiner eigenen Vergangenheit, wobei seine beachtliche, um Wirklichkeitsnähe bemühte Inszenierung gerade dadurch nicht immer den zu Stereotypen erstarrten Bildern des Holocausts entgeht.“

– Lexikon des internationalen Films[10]

„Mit fast dokumentarisch wirkenden Bildern lässt Polanski hier episodenhaft noch einmal die düstere Ghetto-Zeit aufleben. Dank der starken Darsteller kann man die ein oder andere dramaturgisch in die Länge gezogene Szene durchaus verzeihen. Die Goldene Palme von Cannes ist wohl auch als Würdigung des Lebenswerkes Polanskis zu verstehen, der hier nicht zuletzt als Überlebender des Ghettos von Krakau auch einen Teil der eigenen Vergangenheit aufgearbeitet hat. Der brillant aufspielende Adrien Brody erhielt 2003 für seine Rolle des Szpilman den Oscar als bester Hauptdarsteller.“

– Prisma Online

„‚Wie schön darf ein Holocaustfilm sein?‘ Wird hier nicht die Trauer, der symbiotische Schmerz, das bildhafte Mitleiden zu einem ästhetischen Genuss? Der Film gibt auf diese Frage keine Antwort. Aber er ist eine Antwort. In einer langen Kette von Filmen, die das individuelle Leben gegenüber der Ikonografie erretten wollen, ist er möglicherweise der schönste, weil er so viel Erfahrungen und Schmerzen des Kinos bei der Suche nach dem verlorenen Menschenbild in der Ikonografie des Grauens zusammenfasst.“

– Georg Seeßlen: Die Zeit[11]

 

 

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