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Eyes Wide Shut [ˌaɪz ˌwaɪd ˈʃʌt] (deutsch „Augen weit geschlossen“) ist der letzte vollendete Film des US-amerikanischen Filmregisseurs Stanley Kubrick, der nur wenige Tage nach Fertigstellung des Filmschnitts im März 1999 starb. Es handelt sich um eine ins New York der Gegenwart verlegte Verfilmung von Arthur Schnitzlers Traumnovelle mit Nicole Kidman und Tom Cruise in den Hauptrollen. Eyes Wide Shut war zwar ein finanzieller Erfolg, seine Qualität wird aber unter Filmkritikern, vor allem im Vergleich zu anderen Filmen des Regisseurs, sehr unterschiedlich beurteilt.

Inhalt

Handlung

Der New Yorker Arzt Bill Harford und seine Frau Alice besuchen die glanzvolle Weihnachtsparty seines reichen Privatpatienten Victor Ziegler, auf der beide mit anderen Partygästen flirten. Bill trifft einen alten Studienfreund, Nick Nightingale, wieder. Dieser hatte sein Studium abgebrochen und arbeitet mittlerweile als Pianist. Bill wird im Laufe des Abends von Zieglers Assistent in ein Badezimmer geführt, weil eine Frau namens Mandy, mit der Ziegler offenbar gerade Sex hatte, unter starkem Drogeneinfluss steht und kaum noch ansprechbar ist. Sie erholt sich jedoch wieder und Bill verspricht Ziegler, niemandem davon zu erzählen.

Am nächsten Tag kommt es zwischen Bill und Alice nach dem gemeinsamen Konsum von Marihuana zum Streit über Untreue und Eifersucht. Alice gesteht Bill, dass sie ihn in ihren Gedanken mit einem Marineoffizier, den sie im letzten Sommerurlaub flüchtig kennengelernt hat, betrogen habe. Außerdem erklärt sie ihm, dass sie wegen dieses Mannes bereit gewesen wäre, Mann und Tochter zu verlassen. In diesem Moment klingelt das Telefon und Bill erfährt vom Tod eines seiner Patienten und fährt zu ihm. Während seines Besuchs beginnt die Tochter des Toten damit, Bill zu küssen und gesteht ihm ihre Liebe. Als ihr Verlobter eintrifft, macht sich Bill wieder auf den Heimweg.

Gedankenverloren irrt er durch das New Yorker Nachtleben, wird von der Prostituierten Domino angesprochen und begleitet sie in ihre Wohnung. Bevor es jedoch zu Intimitäten kommt, ruft ihn Alice auf dem Handy an. Bill bezahlt Domino und geht. In einem Jazzclub besucht er Nightingale, der ihm erzählt, dass er in derselben Nacht noch ein weiteres Engagement habe. An diesem Ort gebe es besonders viele attraktive Damen, man werde jedoch nur mit einem Losungswort eingelassen. Nick selbst müsse dort mit verbundenen Augen am Piano spielen. All das weckt Bills Neugier, doch Nick lehnt es ab, ihn mitzunehmen. Er teilt ihm aber Ort, Losungswort („Fidelio“) und Kleiderordnung mit.

In einem Kostümverleihgeschäft trifft Bill auf den Inhaber Mr. Milich, der nur gegen Aufpreis bereit ist, eigens für ihn den Laden noch einmal zu öffnen. Als sie nach einem geeigneten Kostüm suchen, entdecken sie zwischen den Kleidern Mr. Milichs minderjährige Tochter, die gerade dabei ist, sich mit zwei verkleideten japanischen Männern zu vergnügen. Während sich der Vater die beiden schnappt und die Polizei rufen will, beginnt seine Tochter mit Bill zu flirten.

Bei der angegebenen Adresse, dem Schloss Somerton, angekommen, wird Bill Zeuge einer satanischen Zeremonie, bei der alle Teilnehmer venezianische Masken tragen und in deren weiterem Verlauf eine sexuelle Orgie stattfindet. Eine schöne Dame nimmt ihn beiseite und bittet ihn eindringlich, das Haus zu verlassen. Bill bleibt trotzdem, wird entdeckt und dem Zeremonienmeister vorgeführt, der Bill für sein Eindringen bestrafen will. Die Schuld nimmt jedoch, obwohl sie dadurch in große Gefahr zu geraten scheint, die unbekannte Schöne auf sich, so dass man Bill – unter der Bedingung, Verschwiegenheit zu wahren und seine Nachforschungen einzustellen – erlaubt, das Schloss zu verlassen. Zu Hause angekommen, weckt er seine Frau aus einem erotischen Albtraum. Darin hatte sie mit unzähligen Männern Geschlechtsverkehr und den sie dabei beobachtenden Bill hämisch ausgelacht.

Am nächsten Tag versucht Bill, Nightingale zu treffen, um über die vorherige Nacht zu sprechen. In dem Hotel, in dem Nightingale übernachtet hat, erfährt Bill, dass dieser in der Nacht in Begleitung zweier bedrohlich wirkender Männer hastig ausgecheckt habe. Bei der Rückgabe seines Kostüms fällt ihm auf, dass er die dazugehörige Maske verloren hat. Auch die beiden Japaner sind wieder anwesend. Milich erklärt, dass er sich mit ihnen gütlich geeinigt habe. Er bietet Bill indirekt die sexuellen Dienste seiner Tochter an. Bill sucht dann selbst noch einmal das Anwesen auf, in dem die Orgie stattgefunden hat. Er wird jedoch abermals per Brief aufgefordert, seine Nachforschungen einzustellen.

Bill will noch einmal die Prostituierte Domino aufsuchen. Er trifft jedoch nur auf deren Mitbewohnerin Sally, die ebenfalls mit Bill zu flirten beginnt und ihm schließlich erzählt, dass Domino erfahren habe, dass sie HIV-positiv sei. Wieder zurück auf der Straße stellt Bill fest, dass er verfolgt wird. Er verschwindet in einem Café. Aus der Zeitung erfährt er, dass eine ehemalige Schönheitskönigin von New York mit Namen Amanda Curran wegen einer Überdosis Drogen ins Krankenhaus eingeliefert worden sei. Er vermutet dahinter ein Attentat auf jene ihm nicht bekannte Dame, die sich in der vergangenen Nacht für ihn geopfert hat. Im Krankenhaus erfährt er von Amanda Currans Tod und untersucht anschließend die Leiche. Bill erkennt, dass Amanda Curran die warnende Frau von der vorherigen Nacht ist.

Telefonisch bittet Ziegler Bill, ihn zu besuchen. Er offenbart sich als einer der Maskierten von Schloss Somerton und versichert Bill, dass der Drogentod von Amanda Curran nichts mit den Vorfällen in der Nacht zu tun habe. Alles sei nur eine Farce gewesen, die ihn lediglich habe einschüchtern sollen. Des Weiteren erwähnt er, dass Bill, sollte er die Namen der Teilnehmer der Orgie erfahren, nicht mehr ruhig werde schlafen können. Verwirrt kehrt Bill nach Hause zurück und findet die verloren geglaubte Maske auf seinem Kopfkissen neben seiner schlafenden Frau. Unter Tränen berichtet er ihr von all seinen fehlgeschlagenen Versuchen, sich für ihre Untreuephantasien zu rächen. Sie vergeben einander und beschließen, von nun an „wach“ zu bleiben und ihrer Beziehung eine neue Basis zu geben. Am nächsten Morgen machen sie mit ihrer Tochter Weihnachtseinkäufe. Alice meint, dass sie dankbar sein sollten, dass sie überlebt haben, dass sie ihn liebt und dass es etwas gibt, das sie so schnell wie möglich tun müssen. Als Bill fragt, was es ist, antwortet sie: „Ficken“.[1]

Kritik

Einspielergebnisse und Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Finanziell war Eyes Wide Shut bei seiner Kinoauswertung ein großer Erfolg: Der Film spielte die Produktionskosten von etwa 65 Millionen Dollar mit Einnahmen von über 160 Millionen Dollar weltweit, von denen etwa ein Drittel auf die USA entfiel, deutlich wieder ein.[60]

Die Kritik war nach der Veröffentlichung des Filmes jedoch gespalten. Viele einstige Kubrick-Bewunderer reagierten mit Ablehnung.[61] Vor allem die schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller wurden von vielen positiv hervorgehoben. Das „mutige Spiel“ von Cruise und Kidman in der Szene des Streits mache die treibende Kraft des gesamten Filmes aus,[62] Kidmans Monolog sei gar der „Höhepunkt ihrer Karriere“.[63] Urs Jenny schrieb in Der Spiegel, die Streitszene habe „eine atemraubende Intimität, eine Spannung auf höchstem Ingmar-Bergman-Niveau, wie sie gerade im US-Kino kaum je zu finden ist.“[64] An Tom Cruise als Hauptdarsteller gab es jedoch teilweise auch harsche Kritik mit Aussagen wie der, dass er, „wenn er versucht, Gehirnaktivität zu simulieren, aussieht wie ein Neandertaler“,[65] und der rhetorischen Frage: „Wer hat Kubrick gesagt, Cruise könne schauspielen?“[66] Die Leistung der Nebendarsteller wurde von vielen Kritikern gelobt.[62][63][67]

An Kubricks Regie und dem Film insgesamt wurde von einigen positiv die „seltsame, beunruhigende und manchmal erotische Stimmung“ hervorgehoben.[67] Der subtile Ausdruck eines traumartigen Zustands in dem atmosphärischen Film mache es kaum möglich, Realität und Imagination auseinanderzuhalten; der Einsatz der Musik sei „meisterhaft“.[63] Janet Maslin von der New York Times bezeichnete den Film als „eine fesselnde Ergänzung zu Kubricks Gesamtwerk“.[62] Emanuel Levy nannte Eyes Wide Shut hingegen einen von Kubricks konventionellsten Filmen, dem die sonst übliche exzentrische Bildsprache und Erzählform fehle. Die schwächste Szene sei die Zeremonie vor der maskierten Orgie.[68] Einige fanden deutlichere Worte: Eyes Wide Shut sei „gigantisch, fehlgeleitet, kalt und idiotisch“[66] oder, wie David Edelstein es ausdrückte, ein „einschläfernder Haufen Müll“.[65]

Andere Kritiker äußerten sich lediglich über einzelne Szenen, Abschnitte oder Aspekte des Filmes negativ. Roger Ebert beanstandete in der Chicago Sun-Times, dass die Versöhnung am Ende nicht zu der vorangegangenen Handlung passe,[67] während andere die Szene mit Ziegler dafür kritisierten, zu viel zu erklären und dem Film mit seiner „Mantel-und-Degen-Handlung“ zu schaden.[62][63] Todd McCarthy von der Variety bezeichnete die gesamte zweite Hälfte nach der Orgie als weniger fesselnd und empfand den Stalker als „überflüssig“.[63] Das Lexikon des internationalen Films hätte die Verfilmung der Traumnovelle lieber in einem historischen Setting gesehen: Die psychoanalytische Komponente des Stoffes habe durch die Verlagerung ins New York des späten 20. Jahrhunderts an Glaubwürdigkeit verloren, da so die Geschichte ihrer Einbettung in den Sittenkodex des frühen 20. Jahrhunderts beraubt sei.[69] Urs Jenny fand, dass der Film mit dem heutigen New York wenig zu tun habe.[64]

Insgesamt erhielt der Film aber überwiegend positive Kritiken. Das Filmkritik-Portal Rotten Tomatoes gibt für den Film 75 % positive Rezensionen an und er hat einen Metascore von 68 von 100 bei Metacritic.[70][71]

Auszeichnungen und Nominierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat besonders wertvoll.

 

 

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