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Ratatouille ist ein US-amerikanischer Computeranimationsfilm aus dem Jahr 2007. Es ist der achte abendfüllende Animations-Kinofilm der Pixar Animation Studios. Regisseure des Films sind Brad Bird und Jan Pinkava, die schon für ihre jeweils letzten Werke bei Pixar und auch für diesen Film mit dem Oscar ausgezeichnet wurden. Er lief am 29. Juni 2007 in den US-amerikanischen Kinos an; Kinostart für die deutschsprachige Version in Deutschland, Österreich und der Schweiz war der 3. Oktober 2007.

Die literarische Vorlage für die Filmgeschichte stammt von Jan Pinkava, Jim Capobianco und Brad Bird.

Inhalt

Handlung

Der Held des Films, Rémy, ist eine Wanderratte vom Lande mit einem selbst für Ratten ungewöhnlich feinen Geruchssinn. Neben einem kurzen Einsatz als Giftschnüffler für seine Rattenfamilie entwickelt er die Fähigkeit und die Liebe zu kulinarischen Kompositionen. Allein schon für Zutaten zu leckerem Essen begibt er sich in Lebensgefahr. Einer erschreckt wütenden Hausfrau können er und seine Sippe entkommen, bei der Flucht verliert er aber Familie und Freunde aus den Augen. Es verschlägt ihn zufällig durch lange Abwasserröhren nach Paris in die Nähe eines Feinschmecker-Lokals. Sein verstorbenes Vorbild Gusteau, ein besonders dicker und gutmütiger Koch, hat das Lokal früher geführt. Gusteau vertrat zu seinen Lebzeiten das Motto „Jeder kann kochen“ und veröffentlichte einen Kochbuch-Bestseller unter diesem Titel. Während des ganzen Films führt Rémy teils tiefsinnige Zwiesprache mit dem Geist dieses Mannes, welcher ihm immer wieder erscheint und ihm hilft, Entscheidungen zu treffen. Der Geist selbst bezeichnet sich jedoch als „Phantasiegebilde“ von Rémy.

Im Lokal angekommen, sieht er dem tollpatschigen und als Koch unfähigen Küchenjungen Linguini bei seiner Arbeit zu. So beobachtet Rémy, wie Linguini eine teilweise verschüttete Suppe mit Wasser und anderen Zutaten stümperhaft zu strecken versucht. Rémy – der Superkoch – rettet die Suppe heimlich durch leckere Zutaten. Nur Linguini bemerkt dies und versteckt ihn vor dem heranrauschenden, cholerischen Küchenchef Skinner unter einem Kochsieb. Kurz darauf wird die Suppe serviert und schmeckt einer in diesem Augenblick erschienenen Restaurantkritikerin vorzüglich. Linguini, der als Urheber angesehen wird und als einziger weiß, dass eigentlich die Ratte Rémy für diesen guten Geschmack verantwortlich ist, soll die Suppe nochmal zubereiten. Rémy wird bei seinem folgenden Fluchtversuch von Skinner entdeckt und sogleich von Linguini in einem Glas gefangen. Er erhält von Skinner den Auftrag, die gefangene Ratte weit vom Restaurant entfernt zu töten. Draußen am Flussufer klagt Linguini der Ratte sein Leid, woraufhin die beiden sich verständigen und in der Küche zusammenarbeiten wollen.

Tags darauf hat das kulinarische Rettungsmanöver Rémys zu einer Überraschung geführt: Nach einem herausragenden Bericht über die Suppe in einer einschlägigen Zeitung erlebt das sich im Niedergang befindende Restaurant einen unerwarteten Aufschwung. Die Gäste und Kritiker loben deren vorzüglichen Geschmack und bestellen rund um die Uhr Linguinis Suppe. Rémy, unter Linguinis Kochmütze versteckt, dirigiert nach einigen Anfangsschwierigkeiten den Küchenjungen mit Hilfe seiner Haare wie eine Marionette. Durch Gewitztheit und Schnelligkeit kann Rémy zunächst seine Entdeckung durch den misstrauischen Küchenchef verhindern. So gelingt es, den Schein zu wahren, Linguini wäre ein guter Koch. Auf diese Weise kommt der junge Mann zu einem immer besseren Ruf, soll in der nächsten Zeit auch weitere Gerichte kredenzen und zieht so auch die Aufmerksamkeit der auf den plötzlichen Erfolg zunächst eifersüchtigen Köchin Colette auf sich. Skinner selbst beobachtet ihn misstrauisch, meint, hin und wieder auch Rémy zu entdecken, kann jedoch die Anwesenheit der Ratte nicht zweifelsfrei nachweisen. Zusätzlich fürchtet er den Tellerwäscher Linguini, weil der Tollpatsch laut einem Brief seiner verstorbenen Mutter der Sohn Gusteaus ist und damit der eigentliche Erbe und Besitzer des Lokals, was aber nur ein geheimes Testament beweisen kann. Rémy kommt durch Zufall dahinter und schafft es auch, dem Bösewicht diese Papiere abzujagen. Kurz vor Ende der Vollstreckungsfrist wird Linguini dadurch neuer Chef des Restaurants. Er und Colette sind bald ein Paar und aufgrund des großen Erfolges des Restaurants können er und Rémy sich eine neue, luxuriöse Wohnung leisten, mit Blick über die ganze Stadt.

Seine steile Karriere steigt Linguini zu Kopf, auf Fragen der Journalisten nach seiner Inspiration gibt er Colette an und verleugnet damit Rémy. Der wehrt sich zunächst noch durch kräftiges Haareziehen, wird dann aber von Linguini verstoßen mit der Begründung, er sei nicht Rémys Marionette. Enttäuscht plündert Rémy zusammen mit seiner wiedergefundenen Rattenfamilie die Speisekammer des Restaurants, wird von Linguini, der sich eigentlich bei Rémy entschuldigen wollte, dabei entdeckt und fortgejagt. Dies alles geschieht, kurz bevor der bedeutende Restaurantkritiker Ego dem Lokal einen erneuten Besuch abstatten will. Nach seinem lange zurückliegenden letzten Besuch war Egos Kritik der Grund, dass das Lokal in den Niedergang geriet. Es ist entscheidend für die Zukunft des Lokals, wie die neue Restaurantkritik des mächtigen und überheblichen Mannes ausfallen wird. Nach einer kurzzeitigen Gefangennahme Rémys durch Skinner und prompter Befreiungsaktion durch seine Rattenfamilie entscheidet sich Rémy, Linguini zu helfen. In der Küche angekommen stellt sich Linguini schützend vor ihn und gesteht in seiner Verzweiflung der Belegschaft, dass die kleine Ratte hinter dem Erfolg stehe, wonach diese geschlossen ungläubig die Küche verlässt und Linguini mit Rémy allein zurückbleibt.

Rémys Rattenvater erkennt die Courage Linguinis und die Bedeutung des Kochens für seinen Sohn. Zusammen mit den zahllosen Ratten stellt er sich Rémys Anweisungen zur Verfügung. Alle werden kurzerhand heiß desinfiziert und ersetzen dann, von Rémy militärisch dirigiert, die komplette Küchenmannschaft und fabrizieren leckere Menüs für die wartenden Gäste. Linguini entfaltet plötzlich sein unerkanntes Talent: die fixe Bedienung auf Rollschuhen. Zusätzliche Unterstützung erfahren alle von der zurückgekehrten Colette. Der ungeduldige und überhebliche Ego macht sich inzwischen seine Notizen. Als Schwierigkeit hatte er dem Küchenchef die Auswahl des Gerichtes überlassen, mit welchem seine Zunge verwöhnt werden soll. Intuitiv entscheidet sich Rémy, Ego das „Bauerngericht“ Ratatouille zu servieren. Dieses Gericht scheint zwar zu simpel, weckt aber durch seine hervorragende Qualität Kindheitserinnerungen in Ego. Angeregt durch den besonderen Geschmack sieht sich Ego als kleiner Junge, welcher nach einem Sturz vom Fahrrad von der Mutter mit eben dieser Ratatouille verwöhnt wurde. Sein verbittertes Herz öffnet sich, er ist begeistert und möchte sich bedanken. Nach Aufklärung über den wahren Urheber des Gerichts durch Linguini und Colette verlässt er höflich, aber wortlos das Lokal, schreibt geläutert eine lobende Kritik und bekennt sich dazu, ein treuer Fan des Restaurants zu sein. In seiner Kritik gesteht er auch ein, dass er Gusteaus Motto „Jeder kann kochen“, welches er stets abgelehnt hatte, nun endlich verstanden hat.

Inzwischen hat der abgehalfterte ehemalige Küchenchef Skinner den amtlichen Lebensmittelkontrolleur zu Hilfe gerufen. Dieser sieht die vielen Ratten bei der Arbeit in der Küche und veranlasst – nach einem ersten Hinderungsversuch durch einen Rattentrupp – pflichtgemäß die Schließung des Lokals. Linguini und Colette eröffnen daraufhin mit Rémy ein Bistro namens „La Ratatouille“, das sich sogleich großer Beliebtheit erfreut. Rémy und Colette kochen, Linguini sorgt für den perfekten Service, und Rémy führt zusätzlich einen kleinen Speiseraum für seine Rattenfreunde. Der nach der verkündeten Rattenplage unglaubwürdig gewordene Kritiker Ego ist Teilhaber des neuen Restaurants und ihm ein immer wiederkehrender, treuer Gast.

Kritik

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kritik begegnete dem Film mit viel Lob. Bezüglich der Tierart stellte man fest, dass Rémys „riesige Augen“ und die „zartrosa Knuddelnase“ jede Rattenphobie verhinderten.[17] Rémy sei kultiviert, gepflegt, und alles an einer Ratte potenziell Eklige hätten die Macher vermieden: „Eine rundum angenehme und possierliche Ratte, die man sich in jedem Kinderzimmer sehr gut vorstellen kann.“[18] Die Animationen wurden vielerorts enthusiastisch aufgenommen,[17][19][20][21][22] insbesondere die Gestik und das Mienenspiel Rémys wurden als „sensationell“, „differenziert“ und „perfekt“ bezeichnet.[19][18][23][24] Eine solche Körperkomik habe man seit der Stummfilmzeit nicht mehr gesehen.[21] „Jede Bewegung – sei es die einer Figur, sei es die der Kamera selbst – ist von pixar-typischer, flüssiger und musikalischer Gewandtheit: Sie wirkt natürlich, obwohl sie ganz und gar künstlich ist“ urteilte der Tagesspiegel,[25] derweil die Berliner Zeitung feststellte: „Wie die Animatoren durch die Haltung des Körpers, das Spiel der Augen und Pfoten die allmähliche Verfertigung der Rattengedanken beim Schnuppern und Schmecken zu zeigen verstehen – das hat man so im Kino noch nicht gesehen.“[24] Zudem sei der Kritiker Anton Ego die bislang überzeugendste Darstellung einer menschlichen Figur in einem am Rechner animierten Film.[26] Die Kritiker hoben die visuelle Sinnlichkeit hervor, die Düfte und Geschmäcker,[24][27] „lockende Farben“[24] und appetitlich anzusehende Speisen.[18] Die beim Essen entstehenden synästhetischen Visionen stammten von ähnlichen Mitteln in Fantasia ab.[19] Einhellig war die Meinung, dass Ratatouille detailversessen sei.[25][24][21][27] Jedes dieser Details habe Seele; nicht auf Naturalismus, sondern auf Emotionen habe der Regisseur gesetzt.[17]

Originell und reich an Ideen fanden die Rezensenten die erzählte Geschichte,[24][27] wie seit den Zeiten der Person Walt Disneys nicht mehr,[26] da stecke die ganze Liebe des Regisseurs.[19] Ihm sei eine klare Dramaturgie und Figurenmotivation gelungen,[21] eine wunderbare, seltene Mischung aus Humor, Gefühl und Spannung,[28] ein Film, der mit unverkrampfter Leichtigkeit zwischen Komödie, Melodram und Action wechselt.[17] Neben Lob am perfekten Timing etwa bei Verfolgungsjagden[23] und dem „balletösen“[25] oder „rasantem“ Slapstick[21] gab es Tadel, der den Slapstick für eher misslungen erklärte.[22] Die F.A.Z. bemängelte zudem zu viel Niedlichkeit nach Art des Disney-Studios, und im Mittelteil würden Tempo und Spannung durch die Liebesgeschichte gehemmt.[19] Genau umgekehrt deutete die Frankfurter Rundschau, dass Gusteaus Name durch seinen Nachfolger verwertet wird: „Die Analogie zur Trickfilmgeschichte ist unübersehbar: So wie hier unter einem großen Namen lieblos alte Rezepte verkocht werden, arbeitete man zuletzt bei Disney.“[26] Auf der einen Seite hieß es, das Parisbild sei eine Hommage an Disneys Aristocats, und man höre Melodien aus Mary Poppins.[19] Auf der anderen Seite war zu vernehmen, das überzeugende hermetische Universum komme ohne popkulturelle Zitate aus.[23][24] Dazwischen lag die Position, trotz Hommagen an verschiedene Trickfilmklassiker bleibe Ratatouille auch ohne diese Hintergrundkenntnisse verständlich. „Anspielungen müssen nicht als Gags herhalten, mit denen etwa die „Shrek“-Trilogie überfrachtet ist.“[21] Der Film sei „nostalgisch, aber nicht vorgestrig“[26] und überzeuge „auch diejenigen, die im Kino in den letzten Jahren zu viele witzige sprechende Tiere gesehen haben.“[23] Im Unterschied zu üblichen Trickfilmen haben die Figuren ein Herz und eine Seele.[25] Ein Glück sei auch, dass die deutsche Synchronisation auf nichtprominente, dafür aber begabte Stimmen setze.[17]

Ähnlich, aber mit Nuancen, waren die Einschätzungen, wer das Zielpublikum sei – ein Film für die ganze Familie,[20] nicht nur für Kinderaugen,[22] oder nicht in erster Linie an Kinder gerichtet?[18] Oder kein Kinderfilm, weil das Milieu der Haute Cuisine jungen Zuschauern fremd sein dürfte, aber auch für Kinder geeignet?[21] Bezeichnete eine Kritik das Werk als gesellschaftskritisch,[22] war einer anderen das Sozialgefüge nicht ausreichend dargestellt.[19] Kulturpessimismus liege diesem Film fern: „Bei Pixar versucht man gegenwärtig lediglich zu beweisen, dass das Beste auch das Erfolgreichste sein kann. Egal welchen Müll die Leute sonst wo essen.“[26] Die Pixar-Macher müssten sich ihrer Sache sehr sicher gewesen sein, dass sie es wagten, einen Kritiker vorzuführen.[18] Es sei „ganz gewiss Pixars größter künstlerischer Erfolg.“[25]

2016 belegte Ratatouille bei einer Umfrage der BBC zu den 100 bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts den 93. Platz.

Einspielergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einem Budget von 150 Millionen US-Dollar spielte der Film weltweit 623,7 Millionen US-Dollar ein, davon allein 206,4 Millionen im nordamerikanischen Raum.[29]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bogey 2007
Satellite Awards 2007
National Board of Review
Oscarverleihung 2008
Golden Globe Awards 2008
British Academy Film Awards 2008
Annie Awards 2008
Grammy Awards 2008

Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) verlieh dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“.[30]

Weitere Auszeichnungen und Nominierungen sind bei der IMDb nachzulesen.[31]

Kritikenspiegel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Positiv
Eher positiv

 

 

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