FilmspiegelFilmspiegel

Caché („dahinterliegend“, „verdeckt“) ist ein Spielfilm aus dem Jahr 2005 des österreichischen Regisseurs Michael Haneke, der auch das Drehbuch schrieb. Der Thriller wurde von den Filmstudios Les Films du Losange und Wega Film produziert. Am 18. November 2005 lief Caché in Österreich an. Am 26. Januar 2006 folgte der Filmstart in Deutschland.

Inhalt

Handlung

Das Pariser Ehepaar Georges und Anne Laurent scheint ein komfortables und perfektes Leben zu führen. Georges ist Moderator einer populären Literatursendung im französischen Fernsehen, Anne arbeitet für ein Verlagshaus. Beide leben mit ihrem zwölfjährigen Sohn Pierrot, einem talentierten Schwimmer, in einem geräumigen Stadthaus in einer ruhigen kleinen Straße der französischen Hauptstadt. Nichts scheint das Idyll trüben zu können, doch Georges und Anne finden ein mysteriöses Päckchen auf ihrer Türschwelle. Es enthält eine Videokassette mit Ansichten ihres Hauses, über einen Zeitraum von zwei Stunden von der gegenüberliegenden Straßenseite aus aufgenommen – ein Unbekannter hat Georges und seine Familie heimlich auf Film gebannt, ohne einen Hinweis auf seine Identität oder Beweggründe zu hinterlassen. Georges beunruhigt dieser Vorfall mehr als Anne, die an einen verrückten Fan ihres Mannes als Urheber der Filmaufnahmen glaubt. Die Laurents unternehmen zunächst nichts, bis sie kurze Zeit später ein zweites Videoband erreicht. Diesem ist eine grobe Zeichnung beigelegt, die ein Kind zeigt, aus dessen Mund Blut fließt. Nun häufen sich auch anonyme Anrufe. Georges wendet sich an die Polizei, doch sieht diese in den mysteriösen Botschaften keine direkte Bedrohung und deshalb auch keinen Grund, Ermittlungen einzuleiten.

Georges wird zunehmend unsicherer und gereizter, so beschimpft er bei einem Beinaheunfall auf der Straße einen jungen Mann. Nachts träumt der Fernsehmoderator von einem blutverschmierten dunkelhäutigen Jungen, der ihn bedroht. Eine weitere Videobotschaft zeigt Georges’ Elternhaus nahe Aix-en-Provence, der unbekannte Absender scheint ihn also gut zu kennen. Georges besucht dort seine Mutter, sie reden kurz über den algerischen Jungen Majid, der als kleines Kind kurz zur Familie gehörte, dann aber verschwunden ist. Ein weiteres Band an die Laurents zeigt einen Wohnblock in Paris und eine bezifferte Wohnungstür. Georges hat einen Verdacht, den er aber nicht mit Anne teilen will, was diese ihm übelnimmt. Georges begibt sich in die Sozialwohnung. Dort trifft er auf den etwa gleichaltrigen Majid, den er aber zunächst nicht erkennt; Majid hingegen weiß sofort, wer Georges ist, er kennt dessen Fernsehsendung. Er hält freundlich Georges’ Vorhaltungen stand und bestreitet, mit dem Stalking von Georges’ Familie etwas zu tun zu haben. Georges glaubt ihm nicht, bedroht ihn verbal und verlässt die Wohnung. Kurze Zeit später erhalten die Laurents ein weiteres Video, auf dem die Unterhaltung der beiden zu sehen ist. Nachdem Georges Anne gegenüber behauptet hatte, in der Sozialwohnung niemand angetroffen zu haben, ist er nun gezwungen, von Majid zu erzählen. Dessen Eltern hatten als Gastarbeiter auf dem Bauernhof von Georges’ Familie gearbeitet, während in ihrer Heimat der Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich tobte. Von einer Demonstration in Paris kehrten sie nicht mehr zurück, sie wurden eventuell im Laufe des Pariser Massakers vom 17. Oktober 1961 ermordet. Zunächst wollten die Eltern von Georges den algerischen Jungen adoptieren, Georges aber war als Sechsjähriger eifersüchtig und erzählte Lügen über Majid, der daraufhin weggebracht und ins Waisenhaus gesteckt wurde. Georges weist die Verantwortung für das Geschehene von sich, da er ja noch ein Kind gewesen sei.

Wenig später wird Georges zu seinem Chef bestellt, der ebenfalls ein Video der Unterhaltung erhalten hat. Auch Pierrot hat eine Karte bekommen. Dann spitzt sich die Situation zu, als Pierrot nicht wie gewöhnlich nach dem Training nach Hause kommt. Nachts alarmieren die Laurents die Polizei, Majid und sein jugendlicher Sohn werden festgenommen, bestreiten aber vehement, etwas getan zu haben. Pierrot taucht am nächsten Tag wieder auf, er war nur bei einem Freund.

Majid bittet Georges ein zweites Mal zu sich nach Hause. Zunächst bestreitet er erneut freundlich, etwas mit den Videos zu tun zu haben. Dann zieht er ein Messer; vor Georges’ Augen schneidet er sich unvermittelt selbst die Kehle durch und stirbt. Georges bleibt schockiert und ratlos zurück. Er geht ins Kino, spätabends kommt er nach Hause und erzählt Anne, was passiert ist, heute und damals. Georges hatte Majid angestiftet, auf dem elterlichen Bauernhof einem Hahn den Kopf abzuschlagen, und danach gegenüber seinen Eltern behauptet, Majid habe ihn damit erschrecken wollen. Das war der ausschlaggebende Grund dafür, dass Georges’ Eltern sich von Majid trennten.

An seinem Arbeitsplatz wird Georges von Majids Sohn aufgesucht, der erregt, aber höflich auf einem Gespräch insistiert. Georges greift auch ihn verbal an und weist die Verantwortung für Majids Selbstmord von sich. Der Sohn bestreitet seinerseits ebenfalls glaubhaft, etwas mit den Videos zu tun zu haben. Am Ende des Gesprächs hat er, was er eigentlich wollte: einen Eindruck von Georges, dem Mann, den er für die Misere seines Vaters verantwortlich macht. Georges geht früher nach Hause, nimmt Tabletten, zieht die Vorhänge zu und legt sich ins Bett.

Am Ende des Films sieht man zunächst aus der Ferne, wie Majid als Kind gegen seinen Willen von Georges’ Elternhaus weggebracht wird. Dann, in einer letzten Szene, sieht man, wie Majids Sohn und Pierrot im Schülergetümmel vor dessen Schule miteinander sprechen.

Kritik

Caché feierte am 14. Mai 2005 auf den Filmfestspielen von Cannes Premiere, wo er mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet und mit Werken des US-amerikanischen Regisseurs David Lynch (Mulholland Drive, Lost Highway) verglichen wurde. Nach einer weiteren Vorführung am 2. Juli 2005 in Paris und vier Tage später auf dem La Rochelle Film Festival, wurde Caché auf dem US-amerikanischen Telluride Film Festival gezeigt. Offizieller Kinostart in Frankreich war am 5. Oktober 2005. Der österreichische Kinostart erfolgte am 18. November 2005 unter dem französischen Originaltitel Caché. Bis Mitte des Jahres 2006 konnte der Film in Österreich, Frankreich, Belgien, Italien und Schweden (für andere Länder liegen keine Zahlen vor) über 800.000 Besuche verzeichnen – den Großteil davon, rund eine halbe Million, in Frankreich. In Österreich sahen 60.000 Kinobesucher den Film.

Von Kritikern wurde vor allem die kühle Inszenierung Hanekes gelobt, der bei seiner Verfilmung auf den Brechtschen Verfremdungseffekt zurückgreift und die bedrohlichen Videobotschaften so geschickt in die Realitätsebene des Films einbaut, dass der Zuschauer oft nicht zwischen diesen beiden Erzählkomponenten unterscheiden kann. Ebenfalls gerühmt wurden die französischen Darsteller Auteuil und Binoche für ihre schauspielerischen Leistungen als terrorisiertes Ehepaar.

2016 belegte Caché bei einer Umfrage der BBC zu den 100 bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts den 23. Platz.

 

 

Gute Filme mit Anfangsbuchstaben: