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Lost in Translation („In der Übersetzung verloren“, Alternativtitel Lost in Translation – Zwischen den Welten) ist der zweite Spielfilm der Regisseurin Sofia Coppola. Bill Murray und Scarlett Johansson spielen die Hauptrollen in diesem Film, der als moderner Klassiker gilt. Murray ist als entfremdeter und lethargischer Schauspieler Bob Harris besetzt, der für einen Whisky-Werbespot nach Tokio gereist ist, wo er auf die von Scarlett Johansson gespielte Charlotte trifft, die ebenso verloren zu sein scheint wie er. Beide verbindet ihre Schlaflosigkeit in einer fremden Stadt, woraus sich eine ungewöhnliche Freundschaft entwickelt.[3]

Coppola erhielt für den Film 2004 einen Oscar für das Beste Originaldrehbuch, Murray wurde mit einem Golden Globe als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.

Inhalt

Handlung

Der alternde US-amerikanische Filmstar Bob Harris reist für eine Woche nach Tokio, um dort seine schwindende Popularität für eine Whisky-Werbung zur Verfügung zu stellen. Im selben Hotel wohnt die Amerikanerin Charlotte, die junge Ehefrau eines flippigen Boulevard-Fotografen. Dieser wurde vom Verlag der Illustrierten, bei welcher er arbeitet, für eine mehrtägige Auftragsarbeit nach Japan geschickt. Charlotte hat erst kürzlich ihr Philosophiestudium absolviert. Während ihr Mann tagsüber seiner Arbeit nachgehen muss und ihm sein hektischer Job kaum Zeit für seine Frau lässt, bleibt Charlotte allein im Hotel zurück. Um die Zeit bis zu Johns Rückkehr zu überbrücken, blättert sie in Zeitungen, unternimmt kleine Spaziergänge oder schaut einfach nur gelangweilt aus ihrem Zimmer hoch über der Stadt in die Straßenschluchten Tokios hinunter. Nachts kann sie nicht schlafen. Als sie ihren Mann einmal zu einem Treffen mit den Stars, die er fotografiert, begleitet, wird ihr bewusst, wie oberflächlich seine Welt und wie fehl am Platze sie an seiner Seite ist. So beginnt sie, an dem Sinn dieser Reise zu zweifeln, ihre Ehe in Frage zu stellen und sich der Ziellosigkeit ihres eigenen Lebens bewusst zu werden.

In der Hotelbar trifft sie auf Bob Harris, in dessen 25-jähriger Ehe es ebenfalls an Erotik fehlt, wie die wortkargen Telefongespräche mit seiner Frau andeuten. Wie Charlotte leidet auch er an Schlaflosigkeit und fühlt sich in Tokio fremd und verloren. Symptomatisch ist der Dreh des Whisky-Spots, in dem sich der Titel des Films manifestiert: Der japanische Regisseur gibt Bob ausführliche Anweisungen, wie er sich bei der Szene zu verhalten habe, die Dolmetscherin aber fasst diese jeweils in nur einem einzigen, einfachen Satz zusammen.[4] Der eigentliche Inhalt geht dabei buchstäblich „in der Übersetzung verloren“, ist also lost in translation.

Die Einsamkeit macht das ungleiche Paar zu Komplizen. Schlaflos und müde vom Jetlag, aber nicht ohne Galgenhumor angesichts ihrer eigenen Verlorenheit und Sprachlosigkeit in der fremden Metropole, schließen sie Freundschaft und streifen gemeinsam, wenn auch nach wie vor ziellos, durch das nächtliche Tokio. Was das ungleiche Paar vereint, sind Melancholie und Resignation: Bob, der schon am Ende seiner Ehe steht und dessen routinemäßige Ferngespräche mit seiner Frau Lydia die ganze Banalität seines Familienlebens verraten, spürt durch die Gegenwart Charlottes den Verlust seiner einstigen Liebe und Lebenslust umso schmerzlicher; Charlotte, die noch am Anfang ihrer Ehe steht, sieht sich in Bob mit der drohenden Aussicht konfrontiert, dass sich ihr leeres und einsames Eheleben – entgegen Bobs halbherzigen Beteuerungen – wohl auch in Zukunft nicht bessern wird, im Gegenteil. Dabei sorgt nicht nur der beträchtliche Altersunterschied zwischen dem väterlich weisen, aber tapsigen Bob und der neugierigen, einfühlsamen Charlotte, sondern auch der große kulturelle Gegensatz zwischen der japanischen und der amerikanischen Welt immer wieder für Komik, sodass die melancholische Atmosphäre permanent ironisiert und die latente, in ruhigen und traumähnlichen Bildern eingefangene Untergangsstimmung nicht ohne Heiterkeit und Kontemplation inszeniert wird.

Die platonische Freundschaft scheint vorübergehend Schaden zu nehmen, als Bob nach einem betrunkenen One-Night-Stand mit einer gleichaltrigen Sängerin am folgenden Morgen von Charlotte überrascht wird. Enttäuscht zieht sie sich von ihm zurück und versöhnt sich erst kurz vor seinem Rückflug wieder mit ihm, als beide das Hotel bei einem Übungsalarm der Feuerwehr verlassen müssen. Als Bob am nächsten Morgen abreist, sieht er auf dem Weg zum Flughafen Charlotte zufällig noch ein letztes Mal in einer belebten Fußgängerzone. Er läuft zu ihr hin, umarmt sie, flüstert ihr etwas ins Ohr und gibt ihr einen Abschiedskuss. Während er langsam vor ihr zurückweicht und allmählich von der Menschenmenge verschluckt wird, blickt sie ihm noch lange lächelnd nach.

Kritik

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Quelle Bewertung Rotten Tomatoes Kritiker [8] Publikum [8] Metacritic Kritiker [9] Publikum [9] IMDb [10]

Der Film wurde von den meisten Kritikern äußerst positiv aufgenommen: Hanns-Georg Rodek lobt den Film in Die Welt, er sei „witzig, weise, wundervoll“, „frisch und verspielt“, aber auch „reif und weise“ und biete Erkenntnisse, „die wir im Kino nicht erwarten, in diesen Zeiten nicht und in einem US-Film schon gar nicht“.[11] Michael Althen schrieb in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, dem „herzerwärmenden Film“ gelinge es, „diese unmögliche Balance zwischen Wachen und Träumen zu halten“.[12] Für Susan Vahabzadeh von der Süddeutsche Zeitung ist bemerkenswert, dass die „Komödie über mißglückte Kommunikationsversuche“ zwar uneingeschränkt sinnlich sei, aber dennoch ohne Sex auskomme.[13] Das Lexikon des internationalen Films schrieb, Lost in Translation sei eine „leise Tragikomödie über Gleichgültigkeit und die Flüchtigkeit des Daseins“ sowie „ein nuanciertes Kammerspiel, das nicht nur in der verhaltenen Annäherung seiner Protagonisten eine feine Mitte wahrt, sondern auch den fremden Spiegel des zeitgenössischen Japan als irreal-verträumten und zugleich tief emotionalen Widerschein einer metaphysischen Verlorenheit nutzt“.[14]

Der englische Guardian wirft dem Film dagegen vor, sein „anti-japanischer Rassismus“ sei nicht komisch.[15]

Der Kritiker Roger Ebert stellte fest, Bill Murrays Schauspiel in Sofia Coppolas ‚Lost in Translation‘ sei sicherlich eine der exquisitesten Aufführungen in seinen letzten Filmen. Er könne seine Augen nicht abwenden. Nicht für eine Sekunde. Murray scheine in der von Sofia Coppola für ihn geschaffenen Situation gegenwärtig zu sein, sehr gegenwärtig. Die Frage, ob er sich selbst spiele, sei mit eher nicht zu beantworten, allerdings zeige er in diesem Film eine so große Reichweite, als würde er Henry Higgins spielen. Er lasse es zu, dass der Film so großartig geworden sei, wie Coppola es sich erträumt und beabsichtigt habe. Eine der Stärken von Coppolas Drehbuch sei, dass die Darsteller in allem was sie tun glaubwürdig seien. Ebert führte weiter aus, dass er nicht mehr wisse, wie oft er von Leuten gefragt worden sei, worum es in dem Film überhaupt gehe und sie sich beschwert hätten, dass einfach nichts passiere. Sie seien Filme gewöhnt, die ihnen sagen, was sie fühlen sollen und die einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hätten. ‚Lost in Translation‘ biete ein Erlebnis in der Wahrnehmung von Empathie.[16]

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 

 

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